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Hodenkrebs - Besonderheiten

Spätfolgen der Hodenkrebsbehandlung

Die Spätfolgen der Behandlung von Hodenkrebs hängen entscheidend von Art und Umfang der Behandlung ab, die sich wiederum nach der Art des Tumors und dessen Stadium richten. Gehäuft treten im Vergleich zur Normalbevölkerung Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen und Probleme die in Zusammenhang mit dem Gefäßsystem stehen auf. Zudem können nach Strahlentherapie mit einer Latenz von >15 Jahren Zweittumoren auftreten. Selbiges gilt in einem geringeren Prozentsatz auch für chemotherapierte Patienten.

Die alleinige Entfernung eines tumorbefallenen Hodens hat keinerlei Auswirkungen auf Sexualität und Potenz. Im Hinblick auf die Zeugungsfähigkeit muss gesagt werden, dass bei 50 Prozent der Hodentumorpatienten aus nicht bekannten Gründen auch die Samenbildung im gesunden Hoden eingeschränkt ist.

Chemo- und Strahlentherapie sowie die Lymphknotenentfernung (retroperitoneale Lymphadenektomie) können in unterschiedlichem Maße die Samenproduktion bzw. den Samenausstoß (Ejakulation) und somit die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Sexualität und Potenz werden durch diese Behandlungsmaßnahmen in aller Regel nicht beeinflusst.

Jungen Männern wird geraten, vor einer Therapie, die die Fruchtbarkeit gefährdet, „zur Sicherheit“ Samen in einer Samenbank zu deponieren. Das Sperma wird dort tiefgefroren gelagert (Kryokonservierung) und kann bei einem späteren Kinderwunsch wieder aufgetaut und genutzt werden. Sprechen Sie Ihren Arzt auf diese Möglichkeit an! Mehrere Depots zur Anlage von Kryospermien sind in den größeren Hodentumorbehandlungszentren vorhanden. Die Kosten für die Kryokonservierung werden nicht generell von den Krankenkassen übernommen, ein Antrag zur Kostenübernahme sollte jedoch auf jeden Fall gestellt werden.

Über Ihr persönliches Risiko einer behandlungsbedingten Infertiliät wird Ihr Arzt Sie informieren. Er kann Sie auch beraten, ob und wie Sie im Falle einer späteren Zeugungsunfähigkeit mit Hilfe moderner medizinischer Maßnahmen, z.B. durch medikamentöse Behandlung oder künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation), Ihren Kinderwunsch erfüllen können. 
Auch an die Möglichkeit einer Adoption bei Kinderlosigkeit sollte gedacht werden.

Welche Vor- und Nachteile bietet eine Hodenprothese?

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, den entfernten Hoden durch eine Hodenprothese zu ersetzen. Eine solche Prothese fühlt sich wie ein gesunder Hoden an und sieht auch so aus. Mit dem Einsetzen einer Prothese kann es zu Entzündungs- oder Abstoßungreaktionen des Körpers kommen. Derartige Probleme treten jedoch durch den Einsatz verbesserter Materialien zunehmend in den Hintergrund. Wenn Sie sich für die Implantation einer Hodenprothese interessieren: Wenden Sie sich an Ihren Arzt! Er wird Sie genauer informieren und beraten. Wie in der Broschüre der Soldatentumorhilfe Koblenz e.V. mitgeteilt wird, hat die Befragung von Patienten in einem Hodentumorzentrum ergeben, dass die Patienten, die sich gegen eine Prothese entschieden haben, mit ihrer Entscheidung ebenso zufrieden leben wie solche, die sich für die Prothese entschieden haben.

Psychologische Betreuung

Der Organverlust sowie Ängste und Probleme hinsichtlich der Sexualität können für Sie eine große Belastung sein. Sehr hilfreich ist ein offener und verständnisvoller Umgang mit dieser Situation in der Partnerschaft. Das offene Gespräch mit der Partnerin oder dem Partner kann Erleichterung verschaffen; Lösungsmöglichkeiten können gemeinsam gefunden werden.

Scheuen Sie sich nicht, offen über Ihre Probleme und Sorgen zu sprechen - in Ihrer Partnerschaft, mit Ihrem Arzt, mit einem Psychotherapeuten! In den meisten Hodentumorbehandlungszentren stehen ausgebildete Psychologen zur Betreuung der Patienten und der Angehörigen zur Verfügung. Diese Hilfe sollten Sie und Ihre Angehörigen in Anspruch nehmen.

 

(yia/red)

Quellen:
[1] P. Albers, S. Krege, C. Bokemeyer et al.: Hodentumoren, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008 
[2] Lorch, Anja; Albers, Peter;Beyer, Jörg et al.: Onkopedia-Leitlinie "Keimzelltumoren des Mannes". Stand: September 2016. Online unter https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/keimzelltumoren-des-mannes/@@view/html/index.html



Fachliche Beratung:
Prof. Dr. Mark Schrader
Chefarzt der Klinik für Urologie und Leiter Prostatazentrum, HELIOS Klinikum Berlin-Buch

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 25.04.2017

Weitere Basisinformationen zum Hodenkrebs:

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