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Darmkrebs - Ursache und Risikofaktoren

Wie entsteht Darmkrebs?

Die Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Man weiß inzwischen jedoch, dass prinzipiell mehrere Faktoren verantwortlich sind. Diese führen zu einer über das normale Maß hinausgehenden Vermehrung der Zellen in der Darmschleimhaut. Gerät das Wachstum der Zellen ganz außer Kontrolle, entsteht Krebs.

Die Umwandlung von gesunden Darmzellen in Krebszellen erfolgt häufig über gutartige Vorstufen, die sogenannten Darmpolypen (Adenome, Polypen). Dies sind pilzähnliche Vorwölbungen der Darmschleimhaut, die in den Darmraum hineinwachsen. Etwa 90 % der Darmkrebserkrankungen entstehen dadurch, dass diese Polypen entarten, ihre Zellen also zu Krebszellen umgewandelt werden.

Die Entwicklungsstufen des Darmkrebses: [1] Ein gutartiger Polyp in der Darmwand, der endoskopisch erkannt und entfernt werden kann. [2] Einzelne Zellen des Polypen sind zu Tumorzellen entartet. In diesem Stadium ist eine endoskopische Entfernung noch möglich. [3] Aus dem gutartigen Polypen hat sich ein bösartiger Tumor entwickelt, der bereits tief in das Gewebe eingedrungen ist und nur durch eine Operation entfernt werden kann.

Darmkrebs: Entwicklungsstufen des Darmkrebses
Quelle: © dkg-web.gmbh

In den meisten Fällen lässt sich keine einzelne Ursache für die Krebsentstehung benennen. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das persönliche Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen. Oft besteht eine Veranlagung. Hinzu kommen in erster Linie bestimmte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten.

In selteneren Fällen ist eine Veränderung im Erbgut bereits bei der Geburt vorhanden. Dann sind Darmkrebserkrankungen in der Familie sehr häufig und treten oft sehr früh auf. Man schätzt, dass insgesamt etwa 10 bis 15 % aller Darmkrebserkrankungen auf solche erblichen Vorbelastungen zurückgehen.

Durch erbliche Vorbelastungen können HNPCC-assoziierte Darmkrebserkrankungen (engl. hereditary non-polyposis coloncarcinoma, Lynch-Syndrom) und die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) entstehen. Die FAP weist ein typisches klinisches Bild bzw. typische Symptome auf. Eine Vielzahl von Adenomen lässt sich im Darm bereits im frühen Alter (2. Lebensjahrzehnt) nachweisen. Das HNPCC verursacht keine typischen Symptome. Um dennoch Anhaltspunkte zu haben, die auf die Erkrankung hindeuten, wurden bestimmte Kriterien entwickelt: die Amsterdam- bzw. Bethesda-Kriterien.

Amsterdam-Kriterien:

  • es gibt mindestens drei Familienmitglieder mit HNPCC-assoziierten Tumoren (Dünn/Dick- oder Mastdarmtumoren, Tumoren der Gebärmutter oder des Harnleiters bzw. Nierenbeckens)
  • es sind mindestens zwei aufeinanderfolgende Generationen von den oben genannten Tumorerkrankungen betroffen
  • ein Familienmitglied ist erstgradig verwandt mit den beiden anderen
  • ein Erkrankter ist zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 Jahre
  • eine FAP wurde ausgeschlossen

 

Bethesda-Kriterien:

  • Patient mit Darmkrebs vor dem 50. Lebensjahr
  • Patient mit mehrfachem, zeitgleichen oder zeitversetzen Darmkrebs oder anderen HNPCC-assoziierten Tumoren (Gebärmutter, Magen, Eierstock, Harnleiter/Nierenbecken, Gallensystem, Gehirn, Haut, Dünndarm), unabhängig vom Alter
  • Patient mit Darmkrebs vor dem 60. Lebensjahr mit typischen Gewebeeigenschaften (Überprüfung durch einen Pathologen)
  • Patient mit Darmkrebs, der einen Verwandten 1. Grades mit Darmkrebs oder einem HNPCC-assoziierten Tumor vor dem 50. Lebensjahr hat
  • Patient mit Darmkrebs (unabhängig vom Alter), der mindestens zwei Verwandte 1. oder 2. Grades hat, bei denen ein Darmkrebs oder ein HNPCC-assoziierter Tumor (unabhängig vom Alter) diagnostiziert wurde

Ein Arzt kann im Gespräch mit dem Betroffenen herausfinden, ob die genannten Kriterien auf diesen zutreffen oder nicht. Bestehen etwa alle Amsterdam-Kriterien und/ oder mindestens ein positives Bethesda- Kriterium, sollten weitere genetische Untersuchungen folgen. So kann festgestellt werden, ob ein HNPCC bzw. ein Lynch-Syndrom vorliegt.

Risiko senken: Was können Patienten selbst tun?

Darmkrebs: Risiko senken - gesunde Ernährung
Quelle: © Pixabay jacquisosa

Durch eine gesunde Lebensführung kann das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, gesenkt werden. Dazu gehören u. a. körperliche Bewegung, ein normales Körpergewicht, der Verzicht auf Tabakkonsum sowie der Verzehr von faser- und stärkehaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Getreideprodukten und Gemüse, frischem Obst und wenig Fett. Vitamine sollte man ausreichend mit der Nahrung über Obst und Gemüse zu sich nehmen.

Literatur

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Kolorektales Karzinom, Langversion 2.1, Januar 2019. AWMF Registernummer: 021/007OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de

 

(ms)

Fachliche Beratung: Frau Dr. Celine Lugnier

Assistenzärztin im Fachbereich Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Sie arbeitet im Team von Frau Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick, das sich auf die Behandlung von Erwachsenen mit Krebs-, Blut- oder Knochenmarkerkrankungen spezialisiert hat. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Darm- und Pankreaszentrum, das an zahlreichen nationalen und internationalen Studien beteiligt ist.

Letzte inhaltliche Aktualisierung am 14.08.2020

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Zuletzt aufgerufen am: 18.04.2024 22:47