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Basalzellkarzinom: heller oder weißer Hautkrebs

Basalzellkarzinome gehören wie die Plattenepithelkarzinome der Haut zum nicht-melanotischen (hellen, weißen) Hautkrebs. Der synonym gebrauchte Begriff Basaliom ist veraltet [1]. Basalzellkarzinome entwickeln sich aus Zellen der sogenannten Basalzellschicht der Haut und den Wurzelscheiden der Haarfollikel. Am häufigsten treten sie im Kopf- und Halsbereich auf, seltener am Rumpf, den Armen oder Beinen. Im Gegensatz zum malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs, bilden Basalzellkarzinome nur selten Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen. Allerdings können die Tumoren aggressiv in das umgebende Gewebe hineinwachsen und dabei auch Knorpel und Knochen befallen [2].

Basalzellkarzinome machen etwa drei Viertel aller nicht-melanotischen Hauttumoren aus und sind damit die mit Abstand häufigsten Tumoren. In Mitteleuropa ist das Basalzellkarzinom der häufigste bösartige Tumor überhaupt. Im Jahr 2016 erkrankten in Deutschland rund 230.000 Personen erstmalig an nicht-melanotischem, also hellem Hautkrebs, für das Jahr 2020 rechnet das Robert Koch-Institut mit 265.000 neuen Erkrankungsfällen, davon 120.000 bei Frauen und 145.000 bei Männern. Die Sterberate ist anders als bei schwarzem Hautkrebs und vielen anderen Krebsarten bei nicht-melanotischem Hautkrebs gering, im Jahr 2017 starben rund 930 Menschen daran [3].

Ursachen und Risikofaktoren für das Basalzellkarzinom

Basalzellkarzinom/weißer Hautkrebs - Ursachen & Risikofaktoren: Sport im Freien
Quelle: © Fotolia Stefan Schurr 28825018

Die Ursache fast aller Basalzellkarzinome ist eine intensive Sonnenbestrahlung über viele Jahre. Besonders häufig erkranken daher Menschen, die sich in ihrer Freizeit intensiv der UV-Strahlung aussetzen und/oder im Freien arbeiten (siehe Abbildungen). Es gibt aber auch eine erbliche Neigung: So haben Menschen mit einem hellen Hauttyp ein erhöhtes Risiko. Am häufigsten tritt das Basalzellkarzinom auf den sogenannten Sonnenterrassen auf. Das sind die unbedeckten Körperstellen, die der UV-Strahlung besonders intensiv ausgesetzt sind, wie Nase, Ohren, Unterlippen, Nacken und Hände.

Rund 80 % der Basalzellkarzinome befinden sich daher im Kopf-Hals-Bereich. Weitere Risikofaktoren sind:

  • männliches Geschlecht
  • heller Hauttyp
  • vorbestehende Basalzellkarzinome
  • Einfluss ionisierender Strahlung
  • langjährige Unterdrückung des Immunsystems mit Medikamenten (z. B. nach Transplantation)
Basalzellkarzinom/weißer Hautkrebs - Ursachen & Risikofaktoren: Arbeit im Freien
Quelle: © Fotolia Steeve Janvier 7482036

Wie sehen Basalzellkarzinome aus und welche Symptome treten auf?

Anders als beim Plattenepithelkarzinom der Haut gibt es beim Basalzellkarzinom keine Vorstufen. Die Erscheinungsformen des Basalzellkarzinoms sind vielfältig (siehe Abbildung). Am häufigsten sind hautfarbene bis rötliche knotige Tumore, die oft von einem perlschnurartigen Randsaum besetzt sind und an deren Oberfläche kleine Blutgefäße durchschimmern. Daneben existieren andere Wachstumsformen, die als rote Flecken (oft am Rumpf) oder als narbige Veränderungen erscheinen und mitunter gar nicht als Tumor erkannt werden. Fortgeschrittene Basalzellkarzinome neigen zur Bildung von Geschwüren, die durch Nässen und kleinere Blutungen auffallen.

Hautkrebs: Basalzellkarzinom - Beispiele für Basalzellkarzinome
Quelle: © Abb. 1-3: Klinik für Dermatologie und dermatologische Allergologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Abb. 4: Universitäts-Hautklinik Tübingen

Welche Untersuchungen werden durchgeführt?

Wenn der Hautärztin oder dem Hautarzt bei der Inspektion der Haut verdächtige Bereiche auffallen, kann sie oder er die sogenannte Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie) anwenden. Hierfür untersucht sie oder er die Haut unter Zuhilfenahme von Öl und polarisiertem Licht mit einem Mikroskop und kann sie bis in tiefere Schichten hinein betrachten. Hautveränderungen, insbesondere Pigmentflecken, lassen sich deutlich vergrößern. Die Hautärztin oder der Hautarzt kann dadurch meist schon feststellen, ob es sich um eine gut- oder bösartige Veränderung der Haut handelt.

Auch die sogenannte konfokale Lasermikroskopie kann angewendet werden. Hierbei wird der zu untersuchende Hautbereich mit Laserlicht einer ausgewählten Wellenlänge ausgeleuchtet.

Bestätigt wird die Diagnose durch eine mikroskopische Untersuchung des veränderten Gewebes. Hierfür wird der Tumor entweder sofort vollständig entfernt und untersucht (Exzisionsbiopsie), oder es wird zunächst nur eine kleine Gewebeprobe aus dem verdächtigen Bereich gewonnen und untersucht (Inzisionsbiopsie). Weitere bildgebende Untersuchungen wie etwa eine Computertomografie sind nur dann notwendig, wenn der Verdacht besteht, dass sich ein Basalzellkarzinom bereits in tiefere Schichten, zum Beispiel die Knochen, ausgebreitet hat.

Behandlungsmöglichkeiten beim Basalzellkarzinom

Die wichtigsten Therapien beim Basalzellkarzinom sind:

  1. Operation
  2. Strahlentherapie
  3. Lokale Therapien
  4. Systemische Therapien

Operation

Die Standardtherapie beim Basalzellkarzinom besteht darin, den Tumor vollständig operativ zu entfernen. Der Eingriff wird in der Regel in örtlicher Betäubung vorgenommen. Mitunter, wenn es beim ersten Mal nicht gelingt, das gesamte Krebsgewebe zu entfernen, wird eine Nachoperation notwendig, um ein erneutes Wachstum an dieser Stelle zu verhindern.

Bei sehr großen oder an ungünstigen Stellen liegenden, schlecht zu operierenden Tumoren oder auch, wenn der allgemeine Gesundheitszustand einer Patientin oder eines Patienten eine Operation nicht zulässt, können alternative Verfahren eingesetzt werden. Bei diesen Verfahren lässt sich allerdings schlechter feststellen, ob tatsächlich das gesamte Tumorgewebe zerstört und entfernt worden ist.

Strahlentherapie

Bei lokal-fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen, die aufgrund ihrer Ausdehnung, Lage oder dem Alter bzw. Begleiterkrankungen des Patienten nicht vollständig operativ entfernt werden können, kann nach interdisziplinärer Abstimmung der behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Strahlentherapie durchgeführt werden. Sie ist auch dann möglich, wenn andere gewichtige Gründe gegen eine Operation sprechen. Zudem ist die Strahlentherapie eine Alternative, wenn der Tumor bei der ersten Operation nur unvollständig entfernt werden konnte und ein zweiter chirurgischer Eingriff ausgeschlossen ist.

Auch mit der Strahlentherapie werden gute Heilungsraten erzielt. Nicht bestrahlt werden dürfen Patientinnen und Patienten mit Basalzellkarzinom-Syndrom, die unter vielen Basazellkarzinomen am ganzen Körper leiden. Bei ihnen wäre nach einer Bestrahlung mit der Bildung immer neuer Tumoren im Bestrahlungsfeld zu rechnen. Auch soll bei Patientinnen und Patienten mit Syndromen und Autoimmunerkrankungen, die mit erhöhter Strahlenempfindlichkeit einhergehen, eine Strahlentherapie nicht angewandt werden.

Lokale Therapien

Immunologische Therapie mit Imiquimodsalbe

Eine Therapie mit Imiquimodsalbe kann bei großen, oberflächlichen Basalzellkarzinomen eingesetzt werden, vor allem dann, wenn gewichtige Gründe eine Operation ausschließen. Imiquimod regt die Immunantwort auf Tumorzellen an, indem es Immunzellen aktiviert und die Bildung von Botenstoffen des Immunsystems, sogenannten Zytokinen, fördert. Nach einer topischen („örtlichen“) Behandlung mit 5 %iger Imiquimodsalbe (mehrmals pro Woche über insgesamt sechs Wochen) bleiben mehr als 80 % der Patientinnen und Patienten fünf Jahre und länger ohne Rückfall [4].

In Studien hat sich gezeigt, dass die Therapie mit Imiquimodsalbe vor allem dann erfolgreich ist, wenn es sich um oberflächliche Basalzellkarzinome mit niedrigem Risiko für einen ungünstigen Krankheitsverlauf handelt. Eine mögliche Nebenwirkung ist eine Entzündungsreaktion im Anwendungsgebiet mit Rötung, Schwellung, Schuppung, Blasenbildung und Schmerzen. Wie sich herausstellte, besteht ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Entzündungsreaktion und dem klinischen Ansprechen, also dem Erfolg der Therapie.

Lokale Chemotherapie mit 5-Fluorouracil

Auch 5-Fluorouracil kann bei großen, oberflächlichen Basalzellkarzinomen eingesetzt werden, wenn gewichtige Gründe eine Operation ausschließen. Hierbei wird täglich über vier bis sechs Wochen eine Creme, die das Zytostatikum 5-Fluorouracil enthält, auf die Haut aufgetragen. Die Behandlung eignet sich vor allem bei flachen, großen Tumoren und beim Basalzellkarzinom-Syndrom. Studien deuten allerdings an, dass die lokale Therapie mit Imiquimod bessere Ergebnisse erzielt als die Lokaltherapie mit 5-Fluorouracil.

Photodynamische Therapie (PDT)

Die photodynamische Therapie eignet sich vor allem bei flachen, großen Tumoren und beim Basalzellkarzinom-Syndrom, wenn eine Operation ausgeschlossen ist. Bei der PDT wird die Haut durch einen sogenannten Photosensibilisator (5-Aminolävulinsäure oder deren Methylester) für Licht sensibilisiert und anschließend mit hochenergetischem Rotlicht bestrahlt, wodurch die Tumorzellen zerstört werden. Studien deuten an, dass die Therapie mit Imiquimod der PDT überlegen ist.

Kryotherapie (Kältebehandlung mit flüssigem Stickstoff)

Die Kryotherapie kommt für kleinere, oberflächliche Tumoren am Rumpf, den Armen oder Beinen infrage. Auch ist sie eine gute Alternative für Patientinnen und Patienten, wenn gewichtige Gründe eine Operation oder lokale Therapien mit Salben ausschließen.

Lasertherapie

Eine Lasertherapie kann bei Basalzellkarzinomen mit niedrigem Risiko für einen ungünstigen Verlauf eingesetzt werden, wenn schwerwiegende Gründe gegen eine Operation oder lokale Therapien sprechen.

Systemische Therapie mit Hedgehog-Hemmern

Hedgehog-Hemmer wurden zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Basalzellkarzinom entwickelt. Bei der Entstehung von Basalzellkarzinomen spielen Veränderungen im sogenannten Sonic-Hedgehog-Signaltransduktionsweg (SHH) eine Rolle. Patientinnen und Patienten mit vielen Basalzellkarzinomen sowie Erkrankte mit einem nicht-operablen metastasierten Basalzellkarzinom, bei denen auch eine Strahlentherapie nicht infrage kommt oder die nicht ausreichend darauf ansprechen, können von einer Therapie mit SHH-Blockern wie Sonidegib oder Vismodegib profitieren. In klinischen Studien erwies sich, dass mithilfe von Hedgehog-Hemmern Ansprechraten von mehr als 50 % und einer Ansprechdauer von mehr als zwei Jahren erreicht werden.

SHH-Blocker können darüber hinaus bei lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen als unterstützende (neoadjuvante) Therapie vor der Operation eingesetzt werden. Wenn bei fortgeschrittenen Tumoren eine Therapie mit Hedgehog-Hemmern nicht anschlägt, kommt womöglich eine Immuntherapie mit einem sogenannten PD-1-Antikörper infrage. Mit dieser Therapie deuteten sich in ersten klinischen Studien Erfolge an [5].

Wie geht es nach der Behandlung des Basalzellkarzinoms weiter?

Basalzellkarzinom/weißer Hautkrebs - Wie geht es nach der Behandlung weiter?
Quelle: © Adobe Gina Sanders 25215579

Auch wenn in vielen Fällen die Erkrankung mit der Operation ausgestanden ist, erkrankt fast ein Drittel der Patientinnen und Patienten später erneut an einem Basalzellkarzinom. Außerdem ist das Rückfallrisiko bei nicht-operativen Therapieverfahren höher als bei der Operation [4]. Deshalb wird den Erkrankten nach einer überstandenen Basalzellkarzinomerkrankung eine regelmäßige Nachsorge mit einer Untersuchung der Haut durch die Hautärztin oder den Hautarzt empfohlen.

Diese dient der Früherkennung von Rückfällen und Zweittumoren und sollte risikoangepasst erfolgen: Bei einem einzelnen Tumor ohne besonderes Risiko für einen Rückfall, der bei der Operation vollständig entfernt werden konnte, wird eine Kontrolluntersuchung nach sechs Monaten empfohlen, anschließend regelmäßige Kontrollen einmal pro Jahr. Bei vielen Basalzellkarzinomen oder Tumoren mit höherem Rückfallrisiko sind regelmäßige Kontrollen alle drei Monate nötig. Wenn nach zwei Jahren kein neues Basalzellkarzinom aufgetreten ist, reichen jährliche Kontrolluntersuchungen aus. In Einzelfällen kann eine engmaschigere Nachsorge verabredet werden.

Darüber hinaus sind alle Patientinnen und Patienten angehalten, regelmäßig die Haut selbst zu untersuchen oder von einer Partnerin oder einem Partner untersuchen zu lassen. Alle Patientinnen und Patienten werden darüber aufgeklärt, sich vor übermäßiger Sonnenexposition zu schützen.

Um weiteren Basalzellkarzinomen vorzubeugen, kann manchen Erkrankten die Einnahme von Nicotinamid (Vitamin B3) empfohlen werden. Es verstärkt die Mechanismen zur Eigenreparatur der DNA und wirkt UV-Schäden in den Zellen entgegen. Durch die tägliche Einnahme einer hohen Dosis von Nicotinamid konnte in einer Studie das Risiko, an einem Basalzellkarzinom zu erkranken, um 20 % gesenkt werden. Allerdings war dies nur für die Dauer der Einnahme der Fall, schon sechs Monate nach Absetzen des Nicotinamids stellte sich wieder ein ähnliches Risiko wie vor der Prophylaxe bzw. in der Kontrollgruppe ein, die ein Scheinmedikament (Placebo) erhalten hatte. In die Studie waren nur Patientinnen und Patienten aufgenommen worden, die bereits in der Vergangenheit an mehreren Basalzellkarzinomen erkrankt waren. Für diese Hochrisiko- Patientinnen- und Patientengruppe wäre eine Möglichkeit zur Prophylaxe vermutlich wichtig. Doch die Ergebnisse der Studie hierzu waren noch nicht eindeutig. Bei Einnahme von Nicotinamid in niedrigen Dosen beispielsweise sank das Risiko nicht [6]. Weitere Studienergebnisse bleiben deshalb abzuwarten, bevor klare Empfehlungen ausgesprochen werden können.

Literatur

[1] Staroszkik C. Leitlinien-Update zum Basalzellkarzinom. Hautnah dermatologie 2019;35(1).
[2] Arnold A. Diagnostik und Therapie von nicht melanozytären Hauttumoren. Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom im Fokus. hautnah dermatologie 2016, 32(2):44-50
[3] Robert Koch-Institut: Krebs in Deutschland für 2015/2016, Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg.); 12. Ausgabe, Berlin 2020
[4] Williams HC. et al.: Surgery Versus 5 % Imiquimod for Nodular and Superficial Basal Cell Carcinoma: 5-Year Results of the SINS Randomized Controlled Trial. J Invest Dermatol. 2017;137(3):614-9
[5] Gambichler T & Susok L: Fortgeschrittene Basalzell- und Plattenepithelkarzinome der Haut Aktuelle systemische Therapieoptionen. best practice onkologie 2019, 14(6):262-71
[6] Chen AC et al. A Phase 3 Randomized Trial of Nicotinamide for Skin-Cancer Chemoprevention. N Engl J Med 2015; 373: 1618-261

 

(kvk)

Fachliche Beratung: Frau Prof. Dr. med. Ulrike Leiter-Stöppke

Fachärztin für Dermatologie und Venerologie, Medikamentöse Tumortherapie und Palliativmedizin im Zentrum für Dermatoonkologie an der Universitäts-Hautklinik Tübingen

Sie ist Leiterin der Sprechstunde epitheliale Hauttumore, die für Patienten mit nicht-melanozytärem, epithelialem Hautkrebs, sprich dem hellem Hautkrebs, gedacht ist. Obwohl der weiße Hautkrebs, wenn frühzeitig erkannt, gute Heilungschancen hat, geht es hier in erster Linie um Patienten, die ein erhöhtes Risiko der Metastasierung haben. Patienten mit epithelialem Hautkrebs erhalten Nachsorgeuntersuchungen anhand der aktuellen Leitlinienempfehlungen.

Letzte inhaltliche Aktualisierung am 04.08.2020

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Zuletzt aufgerufen am: 28.03.2024 15:56