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Brustkrebs: Was kommt nach der Therapie?

Frauen mit Brustkrebs werden langfristig begleitet. Sie können vielfältige medizinische, psychologische und soziale Angebote nutzen, die bei der Bewältigung der Krebserkrankung hilfreich sind.

Meist schließt sich an die akute Therapiephase eine Rehabilitation oder kurz Reha an. Sie dient dem Ziel, den Patientinnen die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern. Reha-Teams, denen u.a. Ärztinnen und Ärzte, Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter angehören, stehen bei diesem wichtigen Schritt mit Rat und Tat zur Seite.

Bewegung hilft bei Fatigue

laufende Füße in Sportschuhen, Quelle: © Halfpoint - fotolia.com
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Während der Reha können Brustkrebspatientinnen Kraft tanken und sich von möglichen Folgen der Erkrankung sowie der Therapie erholen. So berichten viele von ihnen übereinstimmend, wie gut ihnen das wohldosierte Kraft- und Ausdauertraining getan hat. (1) Auch bei Fatigue – einem Ermüdungssyndrom, das sich u.a. mit körperlicher Schwäche, Traurigkeit und Lustlosigkeit bemerkbar macht – haben sich Bewegungsprogramme bewährt. (2) Die Krebserkrankung selbst, aber auch kraftzehrende Therapiemaßnahmen scheinen bei Fatigue eine Rolle zu spielen. Mit gezielter Aktivierung kann nicht nur der Körper wieder zu Kräften kommen, sondern sich auch die Stimmung bessern.Wichtig zu wissen: Von einer Reha profitieren Frauen in frühen ebenso wie in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Beratung in ganz praktischen Fragen für an Brustkrebs erkrankte Frauen. Denn bei der Rückkehr in den Alltag müssen verschiedene Dinge bedacht und geregelt werden, z.B.: Ist der Haushalt allein zu schaffen? Wie geht es beruflich weiter? Welche Hilfen kann ich in Anspruch nehmen? Antworten auf diese und andere Fragen können kompetente Ansprechpartner während der Reha geben.

Welche der verschiedenen Reha-Maßnahmen infrage kommen, richtet sich u.a. nach den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen der Betroffenen. Wichtig ist, sich gut über die Möglichkeiten der Rehabilitation zu informieren, am besten gleich beim Sozialdienst der Klinik, in einer Krebsberatungsstelle oder den Reha-Servicestellen der Rehabilitationsträger.

Reha-Antrag frühzeitig stellen

Frauen trainieren mit Gymnastikball, Quelle: © Eric Fahrner - fotolia.com
Quelle: © Eric Fahrner - fotolia.com

Meist wird die Reha als Anschlussheilbehandlung (AHB) direkt im Anschluss an einen Klinikaufenthalt durchgeführt. (3) Die ganztägigen Reha-Maßnahmen dauern in der Regel drei Wochen und können stationär oder ambulant erfolgen. Die AHB sollte möglichst noch während der Behandlung beantragt werden. Aber es gibt auch die Möglichkeit, erst einmal nach Hause zurückzukehren und später einen Reha-Antrag zu stellen.

Wenn ein versicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis besteht, wird der Antrag beim Rentenversicherungsträger zur Bewilligung eingereicht. In anderen Fällen tragen die Krankenkassen die Kosten der AHB. Wer sich mit der Antragsbürokratie überfordert fühlt, kann die Hilfe sozialer Dienste in Anspruch nehmen. (4)

Die Auswahl der richtigen Klinik bzw. ambulanten Einrichtung ist entscheidend für den Erfolg einer Reha. Deshalb sollten betroffene Frauen vorher sehr genau prüfen, ob die ausgewählte Einrichtung wirklich das bieten kann, was sie in ihrer individuellen Situation benötigen.

Nachsorge - die Weichen richtig stellen

Darüber hinaus hat die Nachsorge große Bedeutung. Sie hat zum Ziel „die persönliche Entwicklung ganzheitlich zu fördern“, wie es in der Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms heißt. Und weiter: „Die Basis der Nachsorge sind Fürsorge und Gespräch.“ (5)

Einerseits geht es darum, auch langfristig die Lebensqualität der betroffenen Frauen durch medizinische und psychologische Angebote zu optimieren. Andererseits gilt es, den weiteren Krankheitsverlauf im Blick zu behalten, um auf Veränderungen frühzeitig reagieren zu können.

Wer hält die Fäden in der Hand?

Für die individuelle Nachsorge ist es wichtig, einen geeigneten ärztlichen Ansprechpartner zu finden, der die Fäden in der Hand hält und weitere Kontakte innerhalb des Nachsorgenetzwerks vermittelt. Das kann eine niedergelassene oder in der Klinikambulanz tätige Gynäkologin oder Gynäkologe sein, wobei die Hausärztin bzw. der Hausarzt immer entsprechend informiert bzw. einbezogen werden sollte. Am besten beraten sich Frauen mit Brustkrebs noch in der Klinik mit ihrer Ärztin bzw. ihrem Arzt, damit die Weichen für die Nachsorge richtig gestellt werden.

In der Nachsorge ist der 2011 eingeführte Nachsorgepass für Brustkrebspatientinnen ein hilfreiches Instrument. In ihm werden alle relevanten Daten festgehalten, sodass sich jeder, der an der Nachsorge beteiligt ist, rasch ein Bild machen kann. Der Nachsorgepass kann bereits während der Reha angelegt werden.

Nicht nur die Brustkrebserkrankung selbst, auch Neben- bzw. Nachwirkungen von Therapiemaßnahmen hat die Nachsorge im Blick. Lymphödeme können z.B. eine sehr belastende Operationsfolge sein, für die es die Lymphdrainage als eine gute Behandlungsmöglichkeit gibt (6) Hierbei wird durch eine bestimmte Massage der Fluss der gestauten Lymphe in Gang gebracht. Mit dieser und anderen gezielten Maßnahmen lassen sich Beschwerden oft deutlich lindern. Eine prophylaktische Lymphdrainage (d.h. vor bestehenden Symptomen) wird jedoch nicht empfohlen.

Hilfe bei der Krankheitsbewältigung

Psychoonkologische Angebote unterstützen den Prozess der Krankheitsbewältigung. Gespräche, das Erlernen von Entspannungstechniken und/oder kreative Tätigkeiten können Frauen mit Brustkrebs helfen, besser mit der veränderten Lebenssituation zurechtzukommen und aufkommenden Ängsten zu begegnen. Der Austausch, aber auch die Erfahrung, das Leben weiter selbst gestalten zu können, sind wichtige Aspekte bei der Krankheitsbewältigung. Über den Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums haben Patientinnen die Möglichkeit, eine Liste qualifizierter Psychoonkologen in Wohnortnähe abzurufen. (7)

Regelmäßig zur Kontrolle

Gleichzeitig muss im Rahmen der Nachsorge der Verlauf der Brustkrebserkrankung beobachtet werden. Regelmäßige Kontrollen sollen sicherstellen, dass etwa lokale Rezidive frühzeitig entdeckt werden. Zu den Kontrolluntersuchungen gehören das Abtasten der Brüste durch die Ärztin bzw. den Arzt, Mammographie und Mammasonographie (Ultraschall). (8,9) Bei hunklaren Befunden in der Mammographie oder im Ultraschall kommt eventuell auch die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz. (5) Wichtig ist, dass immer auch die nicht befallene Brust in die Kontrolluntersuchungen einbezogen wird. Das Nachsorgeschema wird folgend übersichtlich präsentiert:

Quelle: © dkg-web.gmbh
Frau bei Mammografie, Quelle: © Sven Baehren - fotolia.com
Quelle: © Sven Baehren - fotolia.com

In den ersten drei Jahren nach der Ersterkrankung erfolgen die Kontrollen engmaschig: Alle drei Monate steht eine ärztliche Tastuntersuchung beider Brüste auf dem Nachsorgeplan. Ab dem vierten Jahr reicht – sofern keine Symptome auftreten– eine entsprechende Kontrolle einmal im halben Jahr und ab dem sechsten Jahr einmal im Jahr. (9) Eine Mammographie wird grundsätzlich mindestens einmal im Jahr empfohlen. (10) Insgesamt erfolgen die routinemäßigen Kontrolluntersuchungen heute über einen Zeitraum von zehn Jahren. (9) Im Fall verdächtiger Beschwerden wird außerdem gezielt nach Metastasen Ausschau gehalten. (11, 12) Somit hat insbesondere das Gespräch mit der Ärztin bzw. Arzt einen besonderen Stellenwert. Hier wird versucht herauszufinden, ob besondere bzw. verdächtige Symptome vorhanden sind.

(vieg)

Quellen:

(1) Cheema B et al. Progressive resistance training in breast cancer: a systematic review of clinical trials. Breast Cancer Res Treat 2008; 109(1): 9-26.

(2) Cramp F., Daniel J. Exercise for the management of cancer-related fatigue in adults. Cochrane Database Syst Rev 2008 Apr 16;(2):CD006145.

(3) Patientenleitlinie "Mammakarzinom der Frau: Brustkrebs – Die Erstbehandlung und DCIS“.
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045-OL-p2_S3_Brustkrebs.pdf

(4) Patientenleitlinie "Mammakarzinom der Frau: Die fortgeschrittene Erkrankung – Rezidiv und Metastasen".
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045-OL-p3_S3_Brustkrebs_2011-08_01.pdf

(5) Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OL_l_S3__Brustkrebs_Mammakarzinom_Diagnostik_Therapie_Nachsorge_2012-07.pdf

(6) Devoogdt N et al. Different physical treatment modalities for lymphoedema developing after axillary lymph node dissection for breast cancer: a review. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2010; 149(1): 3-9.

(7) Liste der ambulant psychotherapeutischtätigen Psychoonkologen
http://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/psychoonkologen.php

(8) Grunfeld E et al. Surveillance mammography after treatment of primary breast cancer: a systematic review. Breast 2002; 11(3): 228-235.

(9) Khatcheressian JL et al.American Society of Clinical Oncology 2006 update of the breast cancer follow-up and management guidelines in the adjuvant setting. J Clin Oncol 2006; 24(31): 5091-5097.

(10) Geller BM et al.Mammography surveillance following breast cancer. Breast Cancer Res Treat 2003; 81(2): 107-115.

(11) Rojas MP et al. Follow-up strategies for women treated for early breast cancer. Cochrane Database Syst Rev 2005 Jan 25;(1):CD001768.

(12) NBOCC. National Breast and Ovarian Cancer Centre.Recommendations for follow-up of women with early breast cancer, NBOCC, Surry Hills. 2010.

 

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 23.02.2017

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